In der Winterausgabe des British Travel Magazins durfte ich diesmal bei einem Beitrag über den wunderschönen Frenchman’s Creek mitwirken. Hier ist der Artikel! Das British-Magazin stellt in loser Reihenfolge schöne Wanderungen und Spaziergänge in Cornwall vor. Folge Eins: Frenchman´s Creek. Der Maler Percy („Powder“) Thurburn warf nach vielen Reisen am Ufer des Frenchman´s Creeks den Anker und wusste sofort, dass er hier den Rest seines Lebens verbringen wollte. Die Autorin Daphne du Maurier hat gleich einen ganzen Roman nach diesem verwunschenen Ort benannt: Der Frenchman´s Creek ist einer der romantischsten und unberührtesten Orte Cornwalls. Umgeben von üppigen Wäldern fließt der Fluß in den größeren und bekannteren Helford River an der Südküste von Cornwall. Die Gegend lässt sich am besten auf einer einfachen, rund sechs Kilometer langen Rundwanderung erkunden. Die Wanderung beginnt in Helford Village, einem malerischen Dorf, das einst als blühender Handelshafen bekannt war und nun eher für seine betuchte Seglergemeinde bekannt ist. Im Dorf parkt man am besten neben dem urigen Holy Mackerel Café, das sich in einer ehemaligen Kapelle befindet. Schon von hier aus genießt man den Blick auf den Helford River und die zahlreichen Segelboote, die bei gutem Wetter unterwegs sind. Es mag beschaulich zugehen, doch Helford hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich: Hier wurden Rum und Tabak gehandelt. Insbesondere während der napoleonischen Kriege gab es aber auch viele Piraten und Freihändler, die ihre eigenen Regeln schrieben. So wird berichtet, dass Zollbeamte im Jahr 1849 in der Nähe fast 130 Fässer französischen Branntwein beschlagnahmten und diese im Zollhaus in Helford unterbrachten. Die Schmuggler brachen in der Nacht in das Zollhaus ein und kassierten den Großteil der Schmuggelware wieder ein. Nur drei Fässer ließen sie als Wiedergutmachung für den entstandenen Schaden zurück. Diese Geschichten inspirierten die Romanautorin Daphne Du Maurier, die hier Flitterwochen in Cornwall verbrachte. Ihr Romanklassiker "Frenchman's Creek" ist im 18. Jahrhundert angesiedelt und handelt von einer Frau aus gutem Haus, die zwar betucht ist, aber von der Gesellschaft in London gelangweilt ist und Zuflucht am Frenchman´s Creek sucht, wo sie sich in einen Piraten verliebt. Der Spazierweg führt nun in Richtung Dorfmitte, wo man die schönen, blumengeschmückten Cottages und historischen Reetdach-Häuser am Fluss bewundern kann. Beim Überqueren der kleinen Holzbrücke sieht man auch das historische Penkestle Haus, das aus dem 18. Jahrhundert stammt und zu dieser Zeit das einzige Haus in Helford mit einem Steinschornstein war. Danach geht es dann an der alten, klassisch-roten Telefonzelle vorbei und zum Dorfladen. Dort öffnet sich der Blick auf den Fluss Helford und die dahinter liegenden Carrick Roads. Der niedliche Village Store ähnelt einem gemütlichen Tante-Emma-Laden und beherbergt auch das örtliche Postamt. Geht man weiter die Straße herunter, findet man das Dorfpub, das Shipwrights Arms. Ursprünglich handelte es sich um einen Bauernhof, der später in ein Gasthaus und dann in einen traditionellen Pub umgewandelt wurde. Die Cottage-Gärten erinnern daran, dass Pflanzen in dem milden, kornischen Klima gut gedeihen. Viktorianische Pflanzenjäger kehrten mit exotischen Exemplaren nach Cornwall zurück, mit denen die wohlhabenden Familien gerne ihre Anwesen schmückten. Die berühmten Gärten Cornwalls, die jedes Jahr hunderttausende Besucher anlocken, erinnern an diese Zeit: Trebah Gardens und Glendurgan beherbergen Baumfarne, Rhododendren und Azaleen. Helford war auch ein bedeutendes Zentrum für den Zinn-Export, aber als der Zinnbergbau in Cornwall dann abflaute, wanderten viele Bergleute in die neuen Bergbaugebiete Australiens aus. Die Wanderung führt die meiste Zeit durch ein bewaldetes Gebiet und eignet sich darum besonders gut für einen Ausflug an einem wärmeren Tag. Zwischen den Bäumen hat man einen schönen Blick auf das leuchtend türkisfarbene Wasser des Frenchman´s Creeks, auf dem vereinzelt Kajakfahrer ihre Bahn ziehen. Das Gebiet um den Frenchman's Creek ist auch ein beliebtes Vogelschutzgebiet und besonders bekannt für die Vielzahl an Reihern, die man hier sichten kann. Das Haus des Abenteurers und Malers Percy Thurburn ist einen Abstecher wert. Um das Jahr 1920 kam Thurburn (1869-1961) den Fluss hinauf. Er machte am Frenchman´s Creek Halt und verliebte sich sofort in die Abgeschiedenheit. In den folgenden Jahren baute er dort für sich und seine Partnerin Anne ein einfaches, aber schönes Holzhaus und pflanzte schattenspendende Eukalyptusbäume und Pinien. Er legte auch einen Garten mit bunten Wildblumen an. Das Paar lebte dort fortan ohne Strom, Gas oder Telefonanschluss, und Thurburn malte die Boote auf dem Wasser und den Himmel über dem Frenchman´s Creek. Das Haus gehört nun der Denkmalschutzbehörde National Trust. Es wird heutzutage als Ferienhaus vermietet. Powders Boot liegt immer noch am gleichen Anlegeplatz wie vor einhundert Jahren. Die Tour führt zum Abschluss an der malerischen Bucht Penarvon Cove vorbei und endet in Helford Village, wo man sich mit einem kühlen Bier im Pub oder einem Eis im Garten des Holy Mackerel Cafes belohnen kann. Weitere Ausgaben der British Travel findet ihr hier!
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